Ukrainerin freut sich über Job beim Deutschen Roten Kreuz
Für viele Geflüchtete steht nach dem Sprachkurs die zweite Phase der Integration an
Viktoria B. lebt mit ihrem zehnjährigen Sohn in Worms. Sie ist eine von über 400 Ukrainerinnen und Ukrainern, die seit dem russischen Angriffskrieg auf ihr Land in Worms ein neues Zuhause gefunden haben. Die 37-jährige verließ ihre Heimat Charkow in der Nähe der russischen Grenze bereits im März 2022. Nachdem eine Unterkunft für sie und ihren Sohn gefunden war, begann sie in einem Sprachkurs Deutsch zu lernen. Heute kann sie sich bereits in der neuen Sprache verständigen. „Mit den Menschen hier reden zu können, war für mich von Anfang an sehr wichtig, vor allem auch, weil ich einen Beruf habe, in dem die Kommunikation im Vordergrund steht,“ erzählt sie.
In der Ukraine hat sie soziale Arbeit studiert. Das Wormser Jobcenter übernahm die Kosten für die Übersetzung ihrer Zeugnisse und unterstützte sie bei der Antragstellung zu deren Anerkennung.
Noch im Jahr ihrer Ankunft in Deutschland nahm Viktoria B. eine Aushilfstätigkeit in dem von Aktion Mensch geförderten Projekt „Ankommen in Worms“ an, das vom DRK – Haus für Jugend- und Familienhilfe in Worms durchgeführt wird. Im Team mit der Projektkoordinatorin Sandra Herrmann und der Traumapädagogin Sarah Bernhard, beriet Viktoria B. andere geflüchtete Familien aus der Ukraine, betreute eine Gruppe für traumatisierte Kinder und Jugendliche und übersetzte Beratungsgespräche im Rahmen eines Elterncafes. „Am Anfang war es natürlich nicht leicht. Ich hatte ja gerade erst angefangen Deutsch zu lernen. Aber ein Job ist eine super Möglichkeit, die Sprache zu verbessern.“
Es klappte schließlich so gut, dass der Einrichtungsleiter des Hauses für Jugend- und Familienhilfe, Dirk Pickny, sie im November in eine Festanstellung übernahm. Derzeit ist sie im Schichtdienst in der Betreuung einer Jugendwohngruppe eingesetzt. Ihre nächsten Ziele sind jetzt die Anerkennung ihres Studienabschlusses aus der Ukraine und die B1-Deutschprüfung. „Ich bin froh, dass ich jetzt einen richtigen Job habe. Die Arbeit mit den Jugendlichen macht mir Spaß, und es lenkt mich auch etwas von den Sorgen um die Freunde und Verwandten in der Ukraine ab.“
So wie Viktoria B. haben inzwischen viele der Menschen, die aus der Ukraine zu uns geflüchtet sind, ihre ersten Sprachkurse beendet, wie Markus Holzmann, Stellvertretender Leiter des Wormser Jobcenters, erläutert. „Damit sind wir jetzt in der zweiten Phase der Integration, in der es um eine zügige Integration in den Arbeitsmarkt geht.“ Im Jobcenter Worms werden laut Holzmann derzeit 373 erwerbsfähige Leistungsberechtigte mit ukrainischer Staatsangehörigkeit betreut. Davon verfügten inzwischen über 170 über Grundkenntnisse oder erweiterte Grundkenntnisse der deutschen Sprache. „Das ist ein Potenzial für unseren Arbeitsmarkt“, so Holzmann. „Der Spracherwerb ist ein wichtiger Schlüssel für die Integration in den Arbeitsmarkt. Aber auch wenn die Sprachkenntnisse noch nicht perfekt sind, ist eine Arbeitsaufnahme möglich und sinnvoll, denn die Sprache lernt man auch in der betrieblichen Praxis.“ Für die Menschen sei es vor allem wichtig, schon bald auf eigenen Beinen zu stehen. Dabei würden sie vom Jobcenter engmaschig begleitet, indem Qualifikationen und Fähigkeiten ermittelt und wo nötig begleitende Weiterbildungen vermittelt würden. Dies gelte selbstverständlich auch für Menschen aus anderen Fluchtherkunftsländern.